WiWi Gast schrieb am 28.03.2024:
2014 war in etwa der historische Sweet Spot bzgl. der Erschwinglichkeit.
Noch niedrige Kaufpreise bei schon niedrigen Zinsen.
Die ARD-Finanzredaktion kommt für den "günstigsten" Kaufzeitpunkt auf ein anderes Jahr, nämlich 2016:
War früher alles besser am Immobilienmarkt?
Stand: 27.03.2024 06:40 Uhr -
Der Immobilienmarkt von vor 20 Jahren löst heute bei vielen Menschen Nostalgie und Neid aus - wenn man die Preise mit heute vergleicht. Aber war ein Eigenheim damals wirklich erschwinglicher?
Von Antonia Mannweiler, ARD-Finanzredaktion
Wer über Immobilien spricht, verliert sich schnell in Nostalgie: Früher war alles besser - und vor allem günstiger, heißt es oft. Damals hätten sich Eltern und Großeltern noch ein Haus in zentraler Lage für 250.000 Euro leisten können. Heute bekomme man dafür nicht einmal mehr eine Wohnung. Tatsächlich haben sich die Immobilienpreise allein seit 2010 in Deutschland fast verdoppelt. In Frankfurt kostete eine 100-Quadratmeter-Eigentumswohnung 2009 noch etwas mehr als 300.000 Euro. Zehn Jahre später waren es schon mehr als 600.000 Euro. Die absoluten Preise sind gerade in den 2010er-Jahren stark gestiegen.
Zinsniveau damals höher
Um zu beurteilen, ob es heute wirklich schwieriger ist, sich eine Immobilie zu leisten, muss der Kaufpreis allerdings ins Verhältnis gesetzt werden. Dafür kann das Zinsniveau nicht ausgeklammert werden. Das spielt beim Thema Finanzierung eine äußerst wichtige Rolle, weil es die wenigsten schaffen, den Kauf ihres Hauses oder ihrer Eigentumswohnung ohne die Hilfe der Bank zu finanzieren. Aktuell zahlen Käufer für eine zehnjährige Baufinanzierung der FMH Finanzberatung zufolge im Schnitt mehr als drei Prozent Zinsen. Ende 2021 lagen sie noch bei einem Prozent. Damit ist es zwar derzeit deutlich teurer, eine Immobilie zu finanzieren, als noch vor drei Jahren. Aber wie war das Zinsniveau vor der langen Niedrigzinsära? In den 1990ern mussten Immobilienkäufer noch fast neun Prozent Hypothekenzinsen an die Bank zahlen. Das ist nahezu das Dreifache des heutigen Niveaus. In den 2000ern sind die Zinsen dann auf 6,5 Prozent gesunken. Und 2010 lagen sie bei vier Prozent, also in etwa der Stand, auf dem sich die Zinsen auch aktuell wieder bewegen.
Niedrigzinsphase historisch außergewöhnlich
Der Eindruck täusche, dass früher alles besser gewesen ist, sagt Immobilienprofessor Günter Vornholz im Podcast "Gold & Asche: Projekt Hauskauf" der ARD-Finanzredaktion. Bei langfristiger Betrachtung sei es früher viel schwieriger und weniger erschwinglich gewesen, ein Haus zu kaufen.
Das habe sich im letzten Jahrzehnt durch die Niedrigzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) gewandelt. "Da haben sich viele Hoffnungen gemacht, sich bei einem Prozent Hypothekenzinsen eine Wohnung oder ein Haus zu leisten. Und nach dem raschen Zinsanstieg haben sich die Rahmenbedingungen wiederum vollkommen verändert."
Während sich vor drei Jahren auch ein Normalverdiener ein Haus gekauft haben könne, sei das bei den relativ hohen Zinsen heute nicht mehr möglich, so Vornholz. Durch die Niedrigzinsen habe man eine Situation gehabt, in der sich auf einmal zwei Drittel aller Haushalte Wohneigentum leisten konnten. "Heute ist wieder wie früher üblich, dass es nur die überdurchschnittlich Verdienenden sind, die sich Wohneigentum leisten können."
Ist es heute erschwinglicher als früher?
Die Kaufpreise waren früher niedriger, nicht aber die Finanzierungskosten. Wie erschwinglich eine Immobilie heute ist, ist also abhängig von der Zinshöhe, vom Preis der Immobilie und auch vom Einkommen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dazu Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - kurz OECD - herangezogen und einen Erschwinglichkeitsindex für Deutschland ab 1980 erstellt. Das Resultat kommt für viele wahrscheinlich überraschend: Denn danach ist es heute wesentlich erschwinglicher, eine Immobilie zu kaufen als noch in den 1980ern. In den 2010er Jahren sind die Preise für Wohneigentum zwar sehr stark gestiegen, dies wurde aber durch die Zinssenkungen am Markt überkompensiert.
2016 das „günstigste“ Jahr
Am "unerschwinglichsten" war es tatsächlich im Jahr 1981. Am relativ günstigsten war es hingegen 2016. Seitdem ist es zwar wieder etwas teurer geworden, aber von dem Niveau der 1980er und 1990er ist man aktuell noch weit entfernt. Heute ist es in etwa wieder so teuer eine Immobilie zu erwerben wie noch Mitte der 2000er Jahre.
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